Ich
habe immer noch keine Ahnung, was dieser Titel bedeuten mag. Das geht
einem manchmal so mit Platten. Er steht da wie ein Monument. Man weiß,
das ergreift einen, man hat aber keine Ahnung warum. Ein Mysterium. Ein
guter Einstieg in die Musik von Leon Vynehall. Sie ist vom ersten Moment
an so nah. Wir kennen das. Musik, die einen nicht mehr loslässt, ohne
dass man wüsste, warum eigentlich. Vynehall macht Deep House. Das kann
es nicht sein. Vielleicht fangen wir lieber vorne an, bei den ersten
Tönen. “Inside The Deku Tree” beginnt mit merkwürdigem Klappern, einem
dichten Rauschen, einem Kammerkonzert aus Strings die man früher in
Peter-Greenaway- Filmen gehört hätte. Und – egal wie die Zustände kamen –
man ist schon in einem Film. Nicht in gut sortierten Bildern, die einem
das Grandiose einer Weltsicht auftischen, die wundervollen Szenerien,
das Atemlose, sondern in einer Geschichte, die man mitfühlt. In dieser
Hinsicht ist man schon bei den ersten Tönen von “Music For The
Uninvited” mehr als mittendrin, man hat sie ins Herz geschlossen. Musik
als Zugang zur Seele. Dafür sind wir eigentlich zu analytisch. Aber es
erwischt einen doch. Kein Einsäuseln, sondern diese Verbundenheit, die
weit mehr ist als die Verbundenheit zu House. Mehr als die Nähe, die man
immer zur Musik hat, wenn sie einen ergreift. “Goodthing”. Es atmet. Es
spricht von der Hoffnung, dass das Gute möglich ist. Für uns alle.
Irgendwie in diesem Moment, den nur die Musik definieren kann, ohne
wirklich eine Definition zu brauchen. Die Musik von Vynehall ist
vielleicht zuallererst Swing. Nicht, weil sie jazzige Anklänge hätte,
die gibt es sicher, sondern weil sie einen in eine Bewegung versetzt, in
der eine Leichtigkeit und Komplexität in einem Atemzug Körper,
Gedanken, die Welt, die Zukunft, Vergangenheiten und selbst die
kleinsten bezaubernden Momente verwirbelt und alles aufgehen lässt.
Alles geschieht genau zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Die
Reminiszenzen (Dupree), die Ausflüchte in Musik, die zu zart ist, bei
der man fast errötet, wenn man ihr lauscht, das ominöse Rauschen, das
dem Album diesen Effekt gibt, schon so oft gehört worden zu sein, schon
eine Vergangenheit zu haben, die sich dennoch nicht ohne einen abspielen
muss. Und dann auch der Funk, die Energie, die Basslines. “Music For
The Uninvited” zeigt einem, dass man nichts versuchen muss, nichts
erreichen wollen muss, sondern dass es sich einfach ergibt, wenn es sich
ergibt. Niemand hat hier kalkuliert, niemand hat sich etwas
vorgenommen, die Gäste kommen einfach, sie versammeln sich, ohne zu
wissen warum, sie finden sich in diesem Moment der Musik und vielleicht
sind wir am Ende dann doch bei der Definition dieses Titels gelandet,
der uns nicht mehr verborgen erscheint, sondern so klar, auch wenn er
keine Gründe für sein Entstehen liefern kann. quelle.de-bug.de
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